„Alles für Demokratie und Freiheit tun“
Tag des Widerstands
GERNSHEIM. „Die Erinnerung ist wichtig!“ Mit diesem Satz beendete Altbürgermeister Rudi Müller seine Ausführungen zu Pater Dionys. Der Verein Memor hatte am Tag des Attentats auf Hitler zu einem Gedenken für die aus Gernsheim bekannten Widerständler eingeladen. Müller ist Pate des Stolpersteins für den ehemaligen Superior des Klosters Maria Einsiedel. „Ich habe bewusst diesen Stein gewählt“, sagt Rudi Müller, „weil es eine besondere Situation war“. Der Geistliche habe auf seine Weise Geschichte geschrieben. „Wir müssen alles tun, um so etwas zu verhindern.“
Der Leidensweg des Kapuziners (im bürgerlichen Leben Heinrich Zöhren) begann am 20. März 1941. Die Gestapo durchsuchte das Kapuzinerkloster, beschlagnahmte Predigtmanuskripte. Der tiefgläubige Seelsorger hatte polnischen Zwangsarbeitern zur Messe zugelassen. Vermutlich denunziert, wurde Pater Dionys Opfer der Antipathie der Nazi-Diktatur zur katholischen Kirche im Allgemeinen und wohl auch zur Pfarrgemeinde Gernsheim im Besonderen. Der als unpolitisch beschriebene Dionys wurde drei Tage nach der Hausdurchsuchung ohne Anklage verhaftet und im Mai 1942 vom Untersuchungsgefängnis in Darmstadt ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Er starb dort, durch Unterernährung geschwächt, am 3. Februar 1943, an Typhus.
Zuvor hatte Memor-Vorsitzende Birgit Weinmann das Anliegen des Vereins geschildert: „Wir müssen alles tun, um Demokratie und Freiheit in unserem Land zu erhalten.“ Dazu gehöre der Blick in die Vergangenheit, um Lehren zu ziehen. Das galt auch für den zweiten Stolperstein für einen Mann aus dem Widerstand. Wobei nicht dokumentiert ist, was den verwitweten 37jährigen Adam Philipp Wenzel im Sommer 1943 veranlasste, zu desertieren, zumal er sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte.
Der Vater von drei Kindern vollzog im luxemburgisch-belgisch-deutschen Grenzgebiet als Angehöriger einer Ausbildungseinheit, weit entfernt von der Front, die Abkehr vom Nationalsozialismus. Er wurde nach zehntägiger Flucht mit selbst verfassten Flugblättern gegen die Nazis und den Krieg im Gepäck verhaftet. Ein Kriegsgericht in Metz verurteilte ihn am 30. August 1943 zum Tode. Am 3. November 1943 wurde Adam Wenzel im Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim enthauptet.
An den beiden Stolpersteinen in Maria Einsiedel vor der Kapelle und in der Bleichstraße (ehemalige Raiffeisen-Genossenschaft) gibt es kurze Informationen zu den Widerständlern.